Im Fürstentum Lippe wurde ich im Jahr 1943 in einem kleinen Dorf als 321 zigster Einwohner geboren, hier begann auch mein, oft sehr schwieriger, Lebensweg. Hier wurde ich auch rund zehn Jahre von meinem Vater sexuell missbraucht. Es blieb nicht nur bei dem Missbrauch durch meinen Vater, es folgte noch einer im Kinderheim auf der Insel Amrum, in einem Krankenhaus und in einer Arztpraxis.
Heute frage ich mich immer wieder, „warum konnte ich den Missbrauch nicht verhindern?“ „Warum fühlte ich mich manches Mal nicht wie ein Opfer, sondern wie ein Täter?“
Mein Leben war ständig von Unruhe geprägt, um von meinem Vater räumlichen Abstand zu bekommen, bin ich im 18 zehnten Lebensjahr nach Kanada, in das Land meiner Träume ausgewandert. Nach rund 31 Monaten hat mein Vater mich jedoch, unter einem Vorwand wieder zurückgeholt.
Nachdem ich wieder in Deutschland war, konnte und wollte ich nicht länger in meinem Heimatort leben, ich musste weg aus meiner alten Umgebung. Wurde dort immer wieder an meine negativen Erlebnisse erinnert. Also wohin sollten meine Frau und meine beiden Kinder? Wir entschieden uns eine neue Heimat in Süddeutschland zu suchen. Wir fanden dann auch 1970 in einer Kleinstadt südlich von Stuttgart in einer bezaubernden Urlaubsregion unsere neue Heimat.
Auch in späteren Jahren bin ich vor meinen schlimmen Erlebnissen, die ich in der Kind- und Jugendzeit hatte, geflohen. Um diese „Flucht“ zu realisieren, habe ich Auslandsaufträge angenommen und ausgeführt, war in der Türkei, im Irak, in Libyen und in Thailand tätig. Alle diese Aufträge waren ein Stück meiner Lebenswege, die ich in meinen Büchern erzähle. Es sind alles wahre Geschichten, die mein Leben schrieb. Es sind meine Erinnerungen.
Als ich bereits 59 Jahre alt war, holte mich, wie schon so oft in meinem bisherigen Leben, der sexuelle Missbrauch den ich in meiner Kind- und Jugendzeit erleiden musste besonders brutal ein.
Ich wusste einfach nicht mehr weiter und habe gemeinsam mit meiner Frau beschlossen, dass ich professionelle Hilfe durch einen Psychiater in Anspruch nehmen sollte. Schon nach einigen Sitzungen ging es mir besser. Ich hatte wieder Freude am Moment und konnte mein Leben wieder mit zunehmender Leichtigkeit und einigem Optimismus genießen.
Die Psychiaterin empfahl mir, meinen Lebensweg aufzuschreiben und die Vergangenheit dadurch aufzuarbeiten.
Das machte ich dann auch, war nicht immer einfach für mich, merkte jedoch, dass es mir hilft. Also musste ich es sehr diszipliniert weiter machen.