Als wir unseren Kleinbus verließen, kamen sofort zehn bis 15 Männer die uns zu erklären versuchten, dass sie das beste und sicherste Boot hätten. Das Werben für Kunden geschah alles mit Händen und Füßen. Die Wahl des für uns richtigen Bootes haben wir dann allerdings selber getroffen. Wir verhandelten mit dem Kapitän über den Preis, das Ergebnis war zehn irakische Dinar für vier Stunden Fahrt in den Sümpfen.
Nachdem wir alle, einen Platz auf dem Luxusboot ergattert hatten, wurde der, bestimmt schon 30 Jahre alte, Dieselmotor angekurbelt, der sich in der Mitte vom Boot befand. Der Kapitän musste dieses Prunkstück alter deutscher Wertarbeit während der Fahrt laufend ölen. An vielen Stellen befanden sich Öl-Nippel, die alle gefüllt werden wollten.
Dann lag sie vor uns, die riesige Landschaft aus Wasser und Schilf. Überall sahen wir aus Schilf gebaute kleine Inseln, auf diesen haben die Marsch-Araber, also die Ureinwohner, ihre Schilfhäuser, die „Mudhifs“ gebaut. Teilweise sind die Inseln so groß, dass auch ihre Kühe und Wasserbüffel darauf Platz fanden.
Wir haben an einem Ufer angelegt und sind ausgestiegen. Ein bisschen Angst hatte ich, aber so etwas sieht man nicht alle Tage. Zu dritt sind wir auf ein Dorf zugegangen, die anderen waren vorsichtig und wollten erst sehen, wie weit wir uns trauten. Ein schmaler aufgeschütteter Weg führte zum Dorf, rechts und links davon nur Sumpf. Alle Reeddörfer hatten einen sogenannten Mudif, ein aus mehreren gebogenen Schilfsäulen gebautes Gemeindehaus mit Laden.